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Integrativer Ansatz
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Kurze theoretische Einführung
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Die Psychologie ist eine vergleichsweise junge Wissenschaft. Neue Erkenntnisse werden hinzugewonnen und ergänzen oder revidieren (einzelne) bestehende Thesen der Psychologie. Dieser dynamische Prozess hat Auswirkungen sowohl auf die Ursachenanalyse als auch auf die Heilmethoden (Therapieansätze) psychischer Störungen. So haben sich beispielsweise dynamische (psychoanalytische und tiefenpsychologische Theorien) und verhaltenstherapeutische Methoden, die zunächst von sehr verschiedenen Menschenbilder ausgingen, im Laufe der Zeit immer mehr angeglichen. Reinformen beider Richtungen - die Störung als unbewusster, in der Kindheit erworbener Konflikt oder der Mensch als "tabula rasa", eine Lernmaschine, eine "black box", die auf bestimmte Reize bestimmte Reaktionen zeigt, ist schon lange obsolet. Relativ neu ist als drittes Richtlinienverfahren die Systemische Therapie hinzugekommen. Ursachen/Auslöser psychischer Störungen werden vor allem dem menschlichen Beziehungssystem zugeordnet und entsprechend in der Behandlungsform fokussiert (Familienaufstellung u.a.). Aber auch andere Therapieformen konnten sich immer mehr etablieren. Hier möchte ich als Beispiel die Hypnosetherapie erwähnen. Lange Zeit wurde sie stiefmütterlich behandelt und dem eher unseriösen Therapiespektrum zugeordnet. Heute weiß man, dass sich durch diese Therapieform bei einigen Problematiken ( w.z.B. Raucherentwöhnung oder in der Traumatologie ) gute therapeutische Effekte erzielen lassen.
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Der Integrative Therapieansatz bedeutet nicht, dass der Therapeut sämtliche Therapieverfahren aufgrund von neuen Studienergebnissen willkürlich miteinander kombiniert oder einzelne Methoden nur auf bestimmte Störungsbilder anwendet.
Der Therapeut sollte vielmehr in mindestens einer Therapiemethode allumfassend ausgebildet sein und diese als Leitfaden für sein Therapiekonzept anwenden. Er sollte darüber hinaus über Kenntnisse in verschiedenen anderen therapeutischen Ansätzen verfügen, die er bei bestimmten Persönlichkeitsstrukturen oder in bestimmten Situationen gezielt einsetzen kann.
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Ich habe eine profunde Tiefenpsychologische Ausbildung und eine umfangreiche Schulung in der Buddhistischen Psychotherapie erhalten. Beide Ansätze überzeugen mich bis heute. Sie haben sich als Leitfaden bei der Arbeit mit meinen Klienten immer wieder bewährt.
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Der tiefenpsychologische Ansatz:
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Die Bedeutung des Unterbewusstseins für unser Handeln, unsere Gefühle, Gedanken und unser Verhalten, ist - seit Gründung der Psychoanalyse (~ 1890) durch Sigmund Freud - bis heute erwiesenermaßen sehr hoch.
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Heute geht man davon aus, dass unser Denken, Fühlen und Handeln zu 90 - 95 % durch unser Unterbewusstsein gelenkt wird.
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Unser Leben spielt sich auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen ab. Diese werden grob in zwei Hauptebenen unterteilt: die des Bewusstseins und die des Unbewusstseins. Auf den bewussten Teil können wir direkt Einfluss nehmen, während sich uns das Unbewusste größtenteils unserer Einflussnahme entzieht.
Psychische Probleme manifestieren sich in der Regel durch Symptome, die wir wahrnehmen und die uns somit bewusst sind. Symptome sind Alarmsignale, die auf eine Dysfunktionalität unseres Organismus aufmerksam machen. Wenn wir uns darauf beschränken würden, lediglich die Symptome zu behandeln, hätten wir die "Wurzel des Übels" außen vor gelassen.
In diesen Fällen kommt es nicht selten zu einer sogenannten Symptomverschiebung.
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Ein Beispiel:
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Ein Klient kommt in meine Praxis, weil er Schlafprobleme hat. Nach Einübung und Einhaltung schlafhygienischer Maßnahmen gelingt es ihm nach einiger Zeit, wieder besser zu schlafen. Kurze Zeit später klagt der Klient über chronische Magenschmerzen. Er hat eine somatoforme Störung entwickelt, es ist zu einer Symptomverschiebung gekommen. Im Laufe weiterer therapeutischen Sitzungen stellt sich heraus, dass er "eigentlich" an einer mittelgradigen Depression leidet. Beide Symptomatiken sind Ausdruck der zugrunde liegenden Störung, der Depression. Wir sind jetzt sozusagen an der Wurzel des Problems angelangt, welches nun zu behandeln ist. Die Ursachen einer Depression (diese sind uns zu einem großen Teil nicht bewusst) müssen jetzt erkannt und entsprechend behandelt werden.
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Fazit: In der Regel ist es nicht ausreichend, sich lediglich um die Beseitigung der Symptome zu kümmern. Für eine langfristige Heilung ist es notwendig, die Ursachen der Symptomatik zu erkennen, um diesen mit geeigneten therapeutischen Maßnahmen entgegen zu wirken. Die tiefenpsychologische Methode ist für eine Ursachenforschung mit am besten geeignet.
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Die Buddhistische Psychotherapie (BPT)
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Elemente aus östlichen/asiatischen Kulturkreisen gewinnen immer mehr an Bedeutung und fließen mittlerweile fast standardmäßig in westliche Therapiekonzepte mit ein. Am geläufigsten ist der mittlerweile etablierte ( und leider an manchen Stellen überstrapazierte ) Begriff der "Achtsamkeit" ( "mindfulness" ), deren positiver Effekt in etlichen wissenschaftlichen Studien gut belegt wurde.
Im Gegensatz zur Tiefenpsychologie ( die sich vor allem mit zurückliegenden Ereignissen beschäftigt ) fokussiert
die Buddhistische Psychotherapie das Leben im Hier und Jetzt. Dabei schließt sie Körper, Geist und Seele mit ein. Gerade die Arbeit mit dem Körper - lange Zeit in der Psychotherapie vernachlässigt - ist in der Buddhistischen Therapie von großer Bedeutung. Entspannungsübungen, das bewusste meditative Atmen oder Yoga sind wertvolle und probate Methoden, um Symptome ( Schmerz ) zu behandeln und Stressfolgeerkrankungen vorzubeugen.
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Ich bin auf die Buddhistische Psychotherapie gestoßen, als ich mich ausführlich mit der Traumatologie beschäftigt habe. Es gibt unterschiedliche Arten von Traumata ( Schocktrauma, Beziehungstrauma u.a.) und es gibt unterschiedliche Weisen, wie das individuelle Trauma verarbeitet wird. Was Betroffene
jedoch gemeinsam haben ist der Umstand, dass sich das erlittene Trauma sowohl auf den Körper, als auch auf Geist und Seele auswirkt. Trauma - Bearbeitung ist therapeutisch anspruchsvoll, da Trauma - Spuren sehr individuell und komplex sein können. Manche Menschen haben "die Sprache verloren", andere können nicht aufhören zu reden. In dieser Phase ist die Sprache kein brauchbares therapeutisches Instrument. Um überhaupt einen therapeutischen Zugang zu den Trauma - Spuren zu bekommen, hat sich die therapeutische Intervention über den Körper als sehr effizient erwiesen.
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Ich möchte nun ein Element aus der BPT herausgreifen, um die Arbeitsmethodik zu veranschaulichen:
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Der Begriff des "Loslassens"
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Viele Menschen verbinden mit "Loslassen" vor allem Verlust. Hinter dieser Verlustangst verbergen sich Ängste vor Veränderung, die Angst vor etwas Neuem und Unbekannten. Man bleibt an Vertrautem haften, aus Angst, dem Neuem nicht gewachsen zu sein. Und verbleibt in einer Situation, die einem schadet und viel Lebensqualität vorenthält.
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Im Buddhismus gibt es den Begriff der "Anhaftung". Dieser "störende Geisteszustand" ( entspricht in der westlichen Nomenklatur am ehesten der "negativen Emotion" ) ist - neben Hass, Gier und Verblendung - in der buddhistischen Lehre mitverantwortlich für menschliches Leiden.
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"Anhaftung" kann sich beziehen auf:
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Unproduktive Gedanken ( Gedankenkreisen, Grübelzwang )
Destruktive Beziehungen (--> toxische Beziehungen )
Negative Emotionen ( Hass, Gier )
Erschütternde Erlebnisse
Belastende Vergangenheit
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Um diesen "störenden Geisteszustand" zu überwinden, greift die Buddhistische Psychotherapie zu Methoden gezielter Meditation ( z. B. Zazen ) Neben diesen Meditationstechniken bietet die BPT zudem Instrumente aus der Verhaltenstherapie ( z. B. Dinge, von denen man sich trennen möchte, aufzuschreiben und den Zettel zu verbrennen ) an.
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Fazit: Die BPT hält viele Verfahren bereit, um Symptome zu lindern. Zudem bietet sie Methoden an, um Schäden gar nicht erst aufkommen zu lassen ( --> Stressprävention ). Insgesamt ist sie darauf angelegt, langfristig und anhaltend die Lebensqualität zu verbessern.